Die meisten meiner Schulungen sind speziell angepasste, auf die jeweiligen Bedürfnisse meiner Kunden zugeschnittene Trainings. Ich mache so etwas wirklich sehr gerne, weil ich dann das Gefühl habe, ich kann den Leuten Kenntnisse vermitteln, die sie sofort anwenden können. Ich liebe es, wenn die sprichwörtlichen Glühbirnen über ihren Köpfen angehen und ich zu hören bekomme: »Das hat mich schier wahnsinnig gemacht! Jetzt weiß ich endlich, wie das geht!« Das ist sehr befriedigend.
Gelegentlich halte ich offene Seminare für örtliche Schulungsfirmen und andere Schulen, wo ich für Gruppen mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen und Bedürfnissen Lehrpläne »von der Stange« verwende. Ich kann dabei Inhalte und Kenntnisstand meistens ganz gut auf einen gemeinsamen Nenner bringen und neige dazu, häufig zugunsten der Praxisnähe vom Lehrmaterial abzuweichen (»In diesem Beispiel gibt es keine Beschnittzugabe, weil man vermeiden wollte, dass Sie sich darum kümmern müssen. Aber wissen Sie was? Sie müssen sich durchaus darum kümmern. Wir beheben das mal schnell …«).
Aber ich stelle fest, dass sich die Teilnehmer in diesen offenen Seminaren allmählich ändern – viele arbeiten im Marketing, und ihre Vorgesetzten haben beschlossen: »Warum sollten wir teure Grafikagenturen bezahlen? Wir schicken Sie einfach in ein paar Schulungen, und dann machen Sie unsere Broschüren, Produktblätter, Banner, Messestände, Visitenkarten, 400-Seiten-Kataloge und Webseiten!«
Ich bemitleide den Angestellten, von dem erwartet wird, dass er nach der Schulung ins kalte Wasser springt und mit professionellen Designergebnissen wieder auftaucht, genauso wie den ahnungslosen Vorgesetzten, der keine Vorstellung davon zu haben scheint, was alles zu fachmännischer Gestaltung und Produktion dazugehört. Ich kann besonders die Not des Angestellten nachvollziehen, der sich durch fremdes Territorium kämpfen und für jemanden arbeiten muss, der ernstlich den Realitätsbezug verloren hat.
Ich versuche, so viel grundlegendes Druckwissen wie möglich in diese kurzen Seminare reinzupacken, so dass die Teilnehmer zumindest Bescheid wissen über Formate, Anschnitt, Falz, Sonderfarben und wie viel Verantwortung sie bei der Gestaltung für die großen, teuren Druckmaschinen übernehmen, die sie mit ihren Mausklicks in Bewegung setzen. Das kann aber nicht das über Jahre selbst erarbeitete Wissen, nicht die herben Misserfolge und auch keinen Mentor ersetzen, der einem hilft, sich aus dem Larvenstadium der Lehrjahre zu befreien.
Ich kann ja schlecht sagen: »Ihre Vorgesetzte ist gestört, wenn sie glaubt, Sie könnten auf die Schnelle zum Experten werden!«, wenn ich nicht das bisschen Selbstvertrauen, das sich da entwickelt, gleich wieder untergraben will. Ich bemühe manchmal den Vergleich, ein Illustrator-Seminar sei wie Fahrschulunterricht – wenn ich mit Ihnen fertig bin, können Sie wahrscheinlich auf der Autobahn fahren, den Rückspiegel und den Blinker einsetzen und vorwärts einparken.
Sie können noch kein Formel-1-Rennen fahren. Aber Ihr Vorgesetzter sieht Sie schon auf dem vordersten Startplatz.
Ich tu, was ich kann, und ich drücke Ihnen die Daumen.
(Dieser Text stammt nicht von mir, sondern von unserer Kollegin Claudia McCue. Weil wir glauben, wir hätten’s auch nicht besser ausdrücken können, haben wir ihren Originalartikel übersetzt. Thank you, Claudia! – W.E.)